Eine Woche nach meinem Sieg im Supercup in Spa, erfolgte für mich das Debüt in der FIA GT Meisterschaft mit meinem Teamkollegen Philipp Peter. Philipp fuhr regelmäßig in der FIA GT auf einem Porsche GT3R des Orlando Teams aus Italien. Mit Johnny Cecotto siegte er gleich beim ersten Rennen im italienischen Monza. Doch danach hatte er ziemlich viele Teamkollegen und der Erfolg blieb aus. Durch seine Empfehlung kam ich zur “Fahrkarte” für den Nürburgring. Ein weiterer Versuch für das Team an die Erfolge anzuknüpfen, die man zu Beginn der Saison hatte. Für mich war mal wieder einiges neu. Ich kannte das Team nicht. Ich kannte das Auto nicht. Wenigstens kannte ich die Strecke. Und das Wetter, welches uns am zweiten September Wochenende erwartete. Typisches Eifelwetter war angesagt. In der Woche zuvor liefen wir noch mit T-Shirts durch die Gegend und nun war es mal wieder bitter kalt. DTM like gab es viele Hospitalityzelte im Fahrerlager. Ich schlenderte Donnerstag Abends durch das Fahrerlager und wartete auf Philipp. Ich wußte nicht mal den Namen des Teams für das ich fahren sollte. So wußte ich auch keine Anlaufstelle um mich mal kurz dem Team vorzustellen. Irgendwann kam Philipp an und wir gingen in die Box. Da stand er nun, der GT3 R. Ich war gespannt. Sah schon wieder etwas mehr nach Rennwagen aus als das Cup Auto. 450 PS sollten anliegen.
Dann gingen wir zum Teamzelt. Überall riesige Transportauflieger und große Zelte. Ich stutzte. Ein kleiner Wohnwagen mit Gartenvorzelt entpuppte sich als Hospitalitybus. Ich lernte eine bunte Truppe Italiener kennen, kaum einer sprach ein Wort Englisch. Das Essen war vom feinsten. Typisch italienisch eben. Feine Pasta, Parmaschinken und Käse aus der Hand. Das war nach meinem Geschmack. Auch im Rennbetrieb waren wir eine kleine Truppe gegen die anderen Teams. Aber mein Eindruck war: Klein aber fein. Die Truppe des Orlando Teams machte einen tollen Job. Ein top vorbereitetes Auto. Philipp fuhr viel für die Abstimmung. Es war eigentlich nur naß und Philipp fuhr munter unter den ersten zehn im Gesamtklassement. Alles paßte. Ich hatte gerade mal drei Runden und das Training war zu Ende. Na dann eben Morgen dachte ich. Doch da kam das Quali für das Top Quali. Philipp war schnellster und locker im Einzelzeitfahren für die Startaufstellung. Leider paßte das Wetter nicht ganz, um die Pirelli Slicks auf Temperatur zu bringen und Philipp war enttäuscht über Rang drei. Nach dem Einzelzeitfahren gabs noch ein Training für die Positionen ab Platz Sechs. Nun konnte ich auch noch mal für 15 Minuten raus. Es waren gerade mal zwei Runden trocken und dann fing es an zu regnen. Nicht unbedingt was um ein Auto mit 450 PS für ein Rennen kennen zu lernen. Aber es gibt ja noch das Warm up am Sonntag… Dort goß es dann aus Eimern. Eben Eifel. Aber wenigstens kenne ich ja das. Nach dem Warm up war das kleine Team Orlando stolz. Ich fuhr die schnellste Zeit im Gesamtklassement. Vor all den Vipern und Ferraris der großen Division. Das tat dem Team gut. Eine kleine Sensation. Motiviert gingen wir die Rennstrategie durch. Ich sollte den Start fahren. Es goß weiterhin in der Eifel, sah aber in der Ferne recht gut aus. Wir wollten das Risiko eingehen und auf Intermediates starten. Schließlich mag ich Regen. Also geschnittene Slicks. Unfahrbar bei viel Regen. Aber bis es los geht, dachte ich, paßt das schon. Denn die Zeit zieht sich mit der Voraufstellung bis zum Start. Und es gab wie bei der Formel 1 noch 10 Minuten Grün an der Boxenampel. Das heißt, man kann noch mal durch die Box wieder auf die Strecke, anstatt direkt in die Sartaufstellung. Und die zwei Runden brauchte ich dringend um die Reifen anzufahren. Schließlich waren unsere geschnittenen Slicks Nagelneu! Ist nur in etwa wie mit Sommerreifen on Eis! Ich fuhr im strömenden Regen aus der Box. Beschleunigte leicht aus dem Castrol S, auf Hälfte der Geraden wollte ich leicht anfangen zu Bremsen. Leicht! Das Auto stellte sich sofort Quer und ging links von der Straße. Im Regen mit “fast” Slicks auf nasser Wiese! Na Mahlzeit! Es wurde eher schneller anstatt langsamer. Ich drehte mich in der Wiese und schlitterte Rückwärts Richtung der schnellen Links vor der Ford Kehre. Ich schrie laut im Auto: Nein, Nein Sch…. Ich wartete auf den Anprall an der Leitplanke mit der Front. Doch mittlerweile erreichte ich die Linkskurve und die Leitplanke verlief nach links weg in dem Moment als ich dachte, ich schlage ein. Kurz vor der Ford Kehre kam ich auf dem Asphalt zum stehen. Gang rein, als wäre nichts gewesen. Mein Herz schlug bis zum Helm. Ich fuhr an einer verdutzten Orlando Mannschaft vorbei durch die Box, die ein völlig mit Dreck verschmutztes Auto sahen. Nächste Runde rein, voll tanken und in die Startaufstellung. Dort fragte Philipp: “Was war los? Hast Du dich gedreht?” “Das erzähl ich dir später, dauert zu lange” sagte ich. Es ging in die Einführungsrunde. Der Scheiben Wischer auf Höchststufe und ich auf geschnittenen Slicks! Ich dachte zum ersten mal im Rennauto: jetzt hast Du richtig Mist gemacht. Aber nun müssen wir da durch. Start. Alle schossen an mir vorbei. Ich verlor Platz um Platz und wollte nur überleben, keinen Dreher. Meine Zeit kommt, redete ich mir ein. Ich fuhr am Limit aber sauber. Kein Risiko. Schön easy, nur nirgends einbuddeln, dachte ich. Ich schoß mich ein und hielt erstmal den Platz den ich hatte. Und dann gings vorwärts. Jetzt kam meine Zeit. Und wie. Es regnete nicht mehr so stark und die Intermediates waren jetzt die richtige Wahl. Ich fuhr zeitweise sechs Sekunden Schneller wie der Rest. Bald führten wir in der kleinen Division zwischen all den Top Teams mit den Porsche GT3R und den 360er Ferrari. Und nun gings an die Viper. Wir lagen zeitweise an dritter Position im Gesamtfeld. Streckensprecher und Eurosport Kommentatoren überschlugen sich. Eine blitzsaubere Vorstellung die mit einem Sieg von Philipp und mir beim ersten Einsatz in der FIA GT Meisterschaft endete. Auf dem Siegerpodest sagte ich nur zu Philipp: Du glaubst gar nicht wie schmal der Grat zwischen Held und Idiot ist.